St. Nikolaus in Graßlfing
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Geschichte der Kirche
Die Nikolauskirche, die sich, von einer Friedhofmauer umgeben, trutzig in die Ortschaft duckt, gehörte zunächst zu diesem Edelsitz, der nicht recht viel mehr als ein befestigter Gutshof gewesen sein wird.
Errichtet wurde St. Nikolaus in der Zeit zwischen 1180 und 1220. Ein genaue Datierung ist aufgrund des einfach gehaltenen Baustils sehr schwierig.
Zu einem bislang unbekannten Zeitpunkt kam sie in den Besitz der Regensburger Benediktinerabtei St. Emmeran. Auch dürfte das Patrozinium auf die Benediktiner zurück zuführen sein, den der Heilige war im Orden recht beliebt. Oder nachdem Nikolauskirchen in dieser Gegend sehr selten sind und Bischof Nikolaus der Schutzpatron der Schiffleute ist. Müssen an diesem Hochwasser sicherem Ort, der nahe der Donau sich befindet einige Bewohner die Schiffergerechtigkeit, (Schiffahrtsrechte) besessen haben. Vielleicht ist darum das kleine Gotteshaus dem Heiligen geweiht.
1817 wurde Graßlfing als Filialkirche der neu besetzten Pfarrei Matting inkorporiert. Um 1630 gehört der Ort Graßlfing zur Pfarrei Hohengebraching. Doch bereits 33 Jahre später 1666 (Pfarrmatrikeln 1640 - 1666) trennten sich die Wege wieder. Heute ist der Ort Filialkirche der Pfarrei Matting.
Im Mittelalter kümmerte sich der Benefiziat von Matting um die Seelsorge. Von 1635 bis zur Säkularisation 1803 kam jeden 3. Sonntag im Monat, ein Benediktiner, meistens der Pfarrvikar von Matting um in Graßlfing die Gottesdienste zu feiern.
Besondere Festtage in der Kirche waren das Patrozinium (6.Dezember), Kirchweihe (Sonntag nach Peter und Paul) und der Leonharditag (6.November).
Im Oktober 1902 wurde die Dachung erneuert. Die Tünchung innen und außen am 20. Oktober 1902 kostete 80,70 Reichsmark. Die Firma Paintner aus Bad Abbach baute für 45 Mark 1928 einen Ofen mit Rauchrohr in die Sakristei ein. Leopold Aukofer Tischlermeister (Leoprechting) eine Außentür in die Sakristei. 1926 hätte man einen Trockenlegungsgraben um das Gotteshaus bauen sollen, was aber nicht realisiert wurde. "Die Filialisten scheinen von jeher eifersüchtig und betrachten die Kirche als ihr Eigentum", legte Pfarrer Josef Koller schriftlich nieder.
Zwei Brennstellen für elektrischen Licht im Innenbereich und eine Außenstelle installierten die Oberpfalzwerke Regensburg im Oktober 1928. Die Kosten betrugen 140 RM. Das dieses Elektrifizierung kein Luxus, sondern für die Christenlehre notwendig sei schrieb Pfarrer Josef Koller.
Bauzustand nach dem Krieg |
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Blick auf Friedhofsteil und Kirche |
Baustil
Der Bautyp, den die Nikolauskirche vertritt, ist für Landkirchen der Romanik nicht ungewöhnlich. An das einschiffige Langhaus - man spricht hier von einer Saalkirche - schließt sich ein östlicher Turm an, der in seinem Erdgeschoß den Altarraum aufnimmt. Die später angebaute Sakristei und das ehemalige Totenhaus, heute zu einem Raum vereinigt, umgreifen den Turm auf seiner nördlichen und östlichen Seite.
Die rundbogigen Fenster des Kirchenschiffes wurden wohl erst um 1700 in ihrer jetzigen Größe hergestellt, um dem Kirchenraum mehr Helligkeit zu geben.
Der mit einem Satteldach gedeckte Turm, dessen Obergeschoß um 1700 erneuert wurde, ist nur durch einen Durchbruch vom Dachstuhl her zugängllich. In seinem Inneren zeigt sich kleinteiliges Bruchsteinmauerwerk in unregelmäßigen Schichtungen. Zwei nach Westen weisende Rundbogenfenster wurden bei einer späteren Erneuerung des ursprünglich niederen Satteldaches vermauert, das Glockengeschoß besitzt drei rundbogige Klangöffnungen. Die beiden Glocken stammen aus dem späten 15. Und dem frühen 16. Jahrhundert.
Die mittelalterliche Bevölkerung Graßlfing´s dürfte nicht mehr groß gewesen sein: zwei, drei Dutzend Einwohner vielleicht, so daß sehr lange kein Bedarf nach einer Vergrößerung des Gotteshauses bestand. Gerade hundert Personen finden hier und auf der Empore Platz.
Im Jahr 1939 legten die Architekten Max Wittmann, J.G. Dorner und Hans Wenz Pläne zur Erweiterung durch einen westlichen Anbau bzw. ein Westquerhaus vor. Dieses Vorhaben wurde durch den Einspruch des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege zu Fall gebracht.
Das Innere der Kirche mutet ebenso schlicht an wie ihr Äußeres: eine barocke Flachdecke mit einer steilen Hohlkehle, deren einzigen Schmuck ein stuckierter und an den Ecken eingerundeter profilierter Deckenspiegel Deckenspiegel bildet; die Wände ohne architektonische Gliederung, nur mit den hochansetzenden Fenstern, während das westliche Drittel des Kirchenraumes von der hölzernen, freitragenden Empore eingenommen wird. Die einst hier befindliche, 1882 aus dem unweit gelegenen Oberisling erworbene Orgel wurde 1905 durch ein Harmonium ersetzt. Bemerkenswert sind die rohen, nur aus Balken und Brettern gezimmerten Bänke auf der Empore.
Einzig der an der Innenseite abgeschrägte Chorbogen weist zwei vorspringende Kämpfer mit einem Profil aus Wulst, Kehle und Deckenplatte auf. Der um eine Stufe erhöhte Altarraum besitzt eine um 1700 entstandene Tonnenwölbung mit Stichkappen.
Die größten Schätze der Kirche sind ihre drei Altäre aus der Zeit um 1700. Sie stammen, wie ihre übereinstimmenden Einzelformen zeigen, aus der gleichen Werkstatt. Beim Haupt- und dem linken Seitenaltar wurden spätgotische Figuren aufgestellt, die von älteren Altären stammen.
Die einfache, im frühen 18. Jahrhundert entstandene Kanzel, hängt heute, nachdem wie sie in so vielen Kirchen der Aufgang entfernt wurde (bei der letzten Innenrenovierung in den sechziger Jahren), als verlorenes Relikt einer vergangenen Zeit an der Südwand. Die geohrten Felder ihrer Brüstung tragen die auf Blech gemalten Bildnisse der vier Evangelisten mit ihren einem Bild aus der Offenbarung entnommen Begleitern oder Attributen: Matthäus mit dem Engel, Lukas mit dem Stier, Johannes mit dem Adler und Markus mit dem Löwen.
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