St. Martin in Oberisling

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Wie fast überall in Europa, so gibt es auch hier keine Spuren eines Gotteshauses vor dem Hochmittelalter, da diese Kirchen aus Holz waren. Eben eine solche Holzkirche könnte es in Oberisling um 1000 gegeben haben. Dafür sprechen der bezeugte Adelssitz, die Nähe zum Kloster St. Emmeram und das Martins-Patrozinium.


St. Martin ist der Patron der Jäger, der Reisenden, der Soldaten, der Reiter und der Gastwirte. Er wurde schon früh von den Baiern verehrt, vor allem aber ist er der große Heilige der Franken. Einige Teile der Kirche reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück: Spätromanisch sind die unteren Turmgeschosse und die westlichen Partien der Langmauern, immerhin über 90 Zentimeter dick. Bei der letzten Außenrenovierung wurden Teile des romanischen Portals, eingemauert im südlichen Langhaus, sichtbar.

Foto: Rainer Kühne
Namensgeber der Kirche: St. Martin
Foto: Rainer Kühne
Treppenaufgang zur Orgel

Dieser sicher wuchtig wirkende Bau stand mit großer Wahrscheinlichkeit bis 1471. Die ab diesem Jahr durchgeführte Umgestaltung war in jeder Hinsicht bemerkenswert: Der Ostteil der Kirche wurde abgerissen und durch einen neuen, großen Chorraum erweitert, übrigens in derselben Breite wie das Langhaus. Dazu wurde der Turm erhöht und mit den charakteristischen Treppengiebeln gekrönt. Die spätgotische Umgestaltung ist im Innern noch klar zu erkennen: im Spitzbogendurchgang zum Turm und im Kreuzrippengewölbe der Apsis; die Rippen sind freilich im Barock abgeschlagen und durch feine Blattschnüre ersetzt worden.

Ende des 18. Jahrhunderts aber versuchte man durch eine großzügige Neugestaltung den Innenraum hell und prächtig machen, was auch gelang. Der heutige Hochaltar ist eine Schöpfung des damals bedeutendsten Regensburger Bildhauers Simon Sorg, der zum Beispiel auch die Schnitzarbeiten für die Alte Kapelle lieferte. Der Altar entstand 1791/92. Das Altarbild zeigt die Mantelteilung des Heiligen Martin. Die beiden Seitenaltäre sind eine Generation älter; sie werden in den Kirchenrechnungen von 1768 aufgeführt.


1901 setzte sich der Nazarenerstil durch, wodurch die Apsis in einem kräftigen Blau, durchbrochen von unzähligen Sternchen, erstrahlte. Auch ein Kreuzweg aus dieser Epoche hat sich erhalten.

1967 erfolgte eine weitere Veränderung, wohl eine Folge des II. Vatikanischen Konzils. Die Kommunionbank verschwand, der Altartisch wurde als Volksaltar verwendet, die Kanzel fand als Ambo in der Alten Kapelle zu Regensburg Verwendung, wurde aber später wieder zurückgekauft. Mit der Sanierung ab 2006 wollte man möglichst den Originalzustand wieder herstellen. So schwebt die Rosenkranzmadonna wieder im Triumphbogen und die Apostelleuchter tauschten ihren Platz am Dachboden mit dem angestammten im Chorraum. Die Orgel freilich wurde abgebaut und kam als Geschenk in eine Pfarrgemeinde nach Kroatien.

St. Martin wird regelmäßig für alle Arten von Gottesdiensten genutzt und – was jetzt endlich möglich ist: Da ein Schutzgitter eingezogen wurde, ist das Kircherl tagsüber offen und lädt zum Besuch ein.

Die Daten wurden von Bernhard Gietl, Oberisling, gesammelt und zusammengestellt.
Fotos: Rainer Kühne